Linksrum - Woche 27/2017

Grossratsgeflüster

zugespitzt

Grossratsgeflüster vom 28.06.2017

Kantonsrätin Christa Thorner berichtet aus der ganztätigen Grossratssitzung der vergangenen Woche für einmal vor allem in diversen Zitaten aus den Fraktionsvoten. Die Fraktion musste sich einmal mehr für die Bildung im Kanton stark machen. Lesen Sie hier im Linksrum nach, wie unsere Kantonsrätinnen und -räte das anpacken:

SP Fraktion setzt sich für die Stärkung der Bildung im Kanton ein

von Christa Thorner, Kantonsrätin Frauenfeld

PHTG Kreditbegehren Erweiterungsbau 2
Die SP Fraktion hat dem Antrag der Regierung und des Präsidenten der vorberatenden Kommission Walter Hugentobler SP, zum Kreditbegehren von 26'880'000 Franken für den Erweiterungsbau 2 der Pädagogischen Hochschule Thurgau in Kreuzlingen einstimmig zugestimmt.
Eine dem in den letzten Jahren durch den Kantonsrat legitimierte erweiterte Bildungsauftrag entsprechende Infrastruktur ist Voraussetzung für die attraktive Ausbildung der Fachpersonen im Kanton. Es wird für die Volksabstimmung wichtig sein, diese Bedeutung in den Mittelpunkt zu stellen und dem absolut unzutreffenden Vorurteil eines "Luxusbaus" entgegenzuhalten.

In der Rechnungsdebatte äusserten sich SP Kantonsrätinnen zum DEK u.a. zu Sprachförderung
Mein Votum: "Als der Regierungsrat 2009 das erste Grundlagenpapier für eine Koordinierte Kinder- Jugend- und Familienpolitik vorlegte, standen - ausgenommen die Personalkosten für die Fachstelle-, für die Mitfinanzierung von Massnahmen (darunter Massnahme Nr.5: Gezielte Sprachförderung für Kinder mit Sprachdefiziten vor dem Kindergarteneintritt) 668'000.- zur Verfügung.
Der ausbezahlte Betrag ist mittlerweile geschmolzen, wie das Glace an der Sonne auf CHF 382'513.17 laut RE 2016. - Es ist ja nicht so, dass die Fachstelle untätig blieb, im Gegenteil. 2014 folgte das Konzept für ein koordiniertes Vorgehen in der Kinder-Jugend- und Familienpolitik 2014-2018 des DEK und im gleichen Jahr das Kantonale Integrationsprogramm KIP 2014-2017mit einem Aktionsplan.
Im November 2015 dann ein weiteres Konzept Frühe Förderung, 2015-2019 das in einem breiten Mitwirkungsprozess mit Vertretern aus Gemeinde, Schulgemeinde, Kirchgemeinde und namhaften Fachleuten erarbeitet wurde.

Die Strategiepapiere und Massnahmepläne sind ohne Frage fachlich gut erarbeitet und beinhalten folgerichtige Empfehlungen.
Leider muss aber heute festgestellt werden, dass die Entwicklung der ausbezahlten Beiträge in den vergangenen Jahren sich umgekehrt proportional zu den produzierten Konzeptseiten verhält. Sind die Kriterien zu eng gefasst, weshalb die budgetierten Mittel nicht an die Angebote ausgerichtet werden?
Ein wesentliche Kritik von Gemeinden, die sich in den vergangenen Jahren intensiv um den Aufbau von Sprachförderungsangeboten bemüht und grosse Finanzmittel aufgebracht haben ist, dass der Kanton sich lediglich für eine zeitlich beschränkte Anschubfinanzierung von Angeboten der Frühen Sprachförderung verpflichtet sieht. Dies obwohl er, beziehungsweise Regierungsrätin Monika Knill im Begleitbrief zum Konzept schreibt- ich zitiere: "Frühe Förderung ist eine zentrale und zunehmend wichtige Querschnittaufgabe von Kanton und Gemeinden".

Weil die vorschulische Sprachförderung einen direkten Einfluss auf den Schulerfolg und mithin auf geringere finanzielle Aufwände der Schulgemeinden für DAZ haben, müssen die Verantwortlichen für Integration und Bildung nochmals über die Bücher gehen und gerechtere Lösung finden."

Zur Schliessung der Handelsmittelschule
Votum von Kantonsrätin Marianne Sax: "Die Handelsmittelschule in Frauenfeld ist laut Lehrern und Schülerinnen eine Institution, welche eine Lücke füllt. Sekundarschul-Abgänger, welche sich dem Berufsalltag im Lehrbetrieb noch nicht gewachsen fühlen, finden dort einen Rahmen, in dem sie weiter lernen und reifen können. Besonders schüchterne, unreife junge Menschen oder Immigrantinnen, die sprachlicher Förderung bedürfen, werden gewandter und haben nochmals vier Jahre Zeit, um das für den Berufsalltag nötige Rüstzeug zu erwerben. Allgemeinbildende Fächer sowie Sprachen werden an der HMS intensiver unterrichtet als in den Berufsschulen mit ihrem begrenzten Zeitbudget. Mit wenigen Ausnahmen schliessen alle Schülerinnen mit einer Berufsmatura ab. HMS-Absolventen haben auf dem Arbeitsmarkt gute Aussichten auf Erfolg und absolvieren nicht selten eine Fachhochschule.

Frauenfeld ist ein guter und traditionsreicher Standort, da die Nähe zur Kantonsschule einige Absolventinnen animiert, nach der Handelsschule die Matura anzustreben. Ich fände es schade, wenn dieser Bildungsweg ganz zugeschüttet würde.

Mit der Einführung des Numerus Clausus vor zwei Jahren und dem Beschluss, nur noch eine Klasse an der HMS zu führen, wurde der Schule der Todesstoss versetzt.

Ist die Schliessung der Handelsmittelschule für immer und ewig vorgesehen oder besteht der Wille, sie bei entsprechender Nachfrage in Frauenfeld zu reanimieren? Gibt es eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass man es erfährt, wenn die Nachfrage wieder besteht?"

Stipendien nicht nur für Reiche (Votum von Kantonsrätin Nina Schläfli)
Dass die Ausgaben in der Stipendienvergabe gemäss dem Geschäftsbericht 2016 sinken, gibt Kantonsrätin Nina Schläfli nicht nur Grund zur Sorge sondern sie kündigt einen Vorstoss an, der die Mittelvergabe für Schüler und Studierende überprüfen und verbessern soll mit dem Ziel, dass alle, auch Kindern nicht reicher Eltern Bildungschancen offenstehen.

...und zum Schluss die spontane Replik Barbara Kerns zum Vorwurf von Vico Zahnd (SVP) zu den jammernden Kantonsangestellten:
"es ist nicht so, dass die Angestellten der Verwaltung jammern, wie von Kantonsrat Vico Zahnd behauptet. Im Gegenteil, wenn sie den Bericht über das Case Management im Geschäftsbericht, lesen, dann sehen sie sehr wohl, dass die Angestellten unter Druck stehen. Immerhin litten 70% der betreuten Angestellten unter psychischen Problemen. Nun die LÜP schön reden, in dem man behauptet sie wäre spurlos an den Beteiligten vorbei gegangen, stimmt einfach nicht."

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