Linksrum - Woche 19/2017

Gesundheitstagung

zugespitzt

Gesundheitstagung der SP Schweiz vom 07. April 2017

Unnötige Behandlungen
- Bestandesaufnahme und mögliche Lösungsansätze

Unter diesem Titel fand die diesjährige Gesundheitstagung in Bern statt.

von Marina Bruggmann, Kantonsrätin Salmsach

Die Gesundheitskosten sind in den letzten Jahren weltweit gestiegen. Amerika ist immer noch an der Spitze und die Schweiz befindet sich im Mittelfeld. Die Kosten im Gesundheitswesen sind ein Produkt von Menge und Preis. Die Personalkosten in der Schweiz sind zwar hoch, jedoch stellt die Gesellschaft auch hohe Ansprüche an die medizinische und pflegerische Betreuung. So verlangt sie gut ausgebildetes, fachlich kompetentes Personal, gute Standards und eine ausgezeichnete Infrastruktur. Das Denkmuster ist geprägt von Werten wie: Handeln ist besser als nicht handeln, neu ist besser als alt, teuer ist besser als billiger oder Hightech ist besser als lowtech. Ein gewichtiger Teil, der dieses Denken unterstützt ist die Patienteninformation. Eine Mehrheit der PatientInnen und Patienten geht grundsätzlich davon aus, das eine Mehrbehandlung zu einer besseren Qualität, zu einem besseren Gesundheitszustand führt und dass neue und teurere Behandlungsmethoden schlussendlich wirkungsvoller sind. Dies zeigt eine Umfrage in der USA bei 1500 Patientinnen und Patienten. Doch dies ist nachweislich nicht immer der Fall. Neue Medikamente zum Beispiel bringen oft mehr Nebenwirkungen mit sich. Daher ist eine ausführliche, Patientinnen und Pateinten bezogene Information von grosser Wichtigkeit. Die betroffenen Menschen orientieren sich heute auch oft selber über Krankheiten und mögliche Behandlungsformen im Internet und kommen mit konkreten Behandlungswünschen zum Arzt. Daher wird der Rolle der Ärzte eine grosse Bedeutung zugeschrieben. Es muss ihnen gelingen, das Vertrauen der Patientinnen und Patienten zu gewinnen, um mit ihnen gemeinsam die Behandlungsstrategie festlegen zu können. Die Initiative «Choosing Wisely», eine internationale Bewegung, die in Amerika begonnen hat, soll den Dialog zwischen Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten einerseits im Hinblick auf unnötige Untersuchungen, Behandlungen und Eingriffen fördern. Die Kampagne «Smarter Medicine» oder das schweizerische «Medizinische Forum», die ebenfalls in die gleiche Richtung zielen, sollten bereits in der Ausbildung bei den Ärztinnen und Ärzten mit ein bezogen werden. Somit sollen unnötige Behandlungen vermieden werden. Denn diese sind die Konsequenz von Anreizsystemen und Strukturen. Diese wurden in den letzten Jahren weg von einem ärztlichen Handlungsehtos, hin zu einem kommerzialisierten Versorgungssystem verändert. Zum Beispiel mit der Einführung der DRG - Fallkostenpauschalen. Diese führen zu einem Konkurrenzwettbewerb unter den Spitälern. Ebenso führen sie zu einer Ethikumkehr, der Patient wird vom Hilfesuchenden zum Geldbringer. Daher ist es aus Sicht der SP zwingend, solche nur der Oekonimie und nicht dem Hilfesuchenden dienenden Strukturen zu überdenken, hin zu einer gesamtheitlichen Pflege und Betreuung.

Und so müssen wir uns dann wohl alle selber fragen und reflektieren, als Teil dieser Gesellschaft, welche Untersuchungen und Behandlungen nehme ich in Anspruch? Was bedeutet Lebensqualität in den verschiedensten Lebenssituationen für mich und wo sind die Grenzen?

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